Die Traumdarstellung des verwundeten Körpers: Freudsche Szenarien im Werk von Kokoschka und Schnitzler
Reinhardt
2020
Abstract
Die Traumanalyse, die Freud als „Königsweg des Unbewussten“ bezeichnet, ermöglicht die Enthüllung dessen, was sich hinter der Maske sozialer Konventionen und kultureller Modelle verbirgt, sie erlaubt nämlich den Zugang zu den unbewussten Inhalten der Psyche. Zwischen dem neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert wecken jedoch nicht weniger Interesse die erstaunlichen Ergebnisse von anderen wissenschaftlichen Gebieten, die sich nicht so sehr mit der psychischen Sphäre im engeren Sinn beschäftigen, sondern vielmehr mit der körperlichen. Insbesondere, die zunehmenden Fortschritte der Anatomie und die Entdeckung der Röntgenstrahlen multiplizieren die verfügbaren Szenarien, dank der Möglichkeit einen Einblick in das Innere des menschlichen Körpers zu gewinnen. Die Zentralität der visuellen Dimension, die endlich über die sichtbare Oberfläche hinausgeht, um die tiefsten körperlichen und psychischen Inhalte des Menschen zu erfassen, nährt die Kreativität von Schriftstellern und Malern, vor allem der Wiener Moderne. Die Intensivierung des Blickes durchdringt den Menschen, zeigt sowohl die Skelettstruktur und die nervösen Verbindungen, die unter der Haut kribbeln, als auch seine tiefsten Triebe. Eine der geeignetsten Formen für die Darstellung dieser Realität ist zweifellos der Traum. Freud selbst scheint die körperliche und die psychische Ebene zu vereinigen, vor allem im Lichte eines von ihm in der Traumdeutung geschilderten Traumes, in dem die Vision der Vivisektion am eigenen Leib eine Metapher der Selbstanalyse wird. Mit anderen Worten, der Traum vom offenen, zerstückelten, verstümmelten Körper – oder auch nur tot daliegend aber zur Zergliederung bereitgestellt –, weist einerseits auf das Innere des Körpers zurück, liefert aber andererseits wertvolle Hinweise auf die psychische Innerlichkeit. Angesichts dieser Überlegungen ist es der Zweck meines Beitrags, das Freudsche Modell anhand einiger Traumdarstellungen des verwundeten Körpers bei gewissen Autoren, bei denen sich der anatomische Blick der psychologischen Analyse anschließt, wie zum Beispiel Oskar Kokoschka und Arthur Schnitzler, zu untersuchen. Obwohl diese Autoren sich eindeutig vom Begründer der Psychoanalyse inspirieren lassen, weichen sie doch stark, wenn nicht sogar radikal, von ihm ab und bringen Einflüsse einer älteren Traumtradition zum Vorschein.File in questo prodotto:
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